Die 10 häufigsten Vorurteile

[spoiler show=“Pfadfindertum ist nur für Kinder“ hide=“Pfadfindertum ist nur für Kinder“]„Schade, dass es das nicht für Erwachsene gibt.“ Wie oft bekommen wir diesen Satz zu hören. Doch die Annahme ist nicht ganz korrekt. Schon unter Baden Powell gab es die Rover Bewegung, die eine Heimat für ältere Pfadfinder darstellt.

In der bündischen Jugend hat sich das Modell des Lebensbundes gefestigt. Bündische Pfadfinderei ist kein einfaches Hobby, sondern Lebenseinstellung und Lebensweg. Wer dem Bund beitritt, kann ihn nicht einfach wieder verlassen – nicht im Sinne einer Sekte, bei uns kann jeder wieder austreten, sondern im Sinne einer Lebensentscheidung. Die Lebensführung eines bündischen Pfadfinders hat sich verändert und wer Teil eines Bundes geworden ist, wird diesen Teil sein Leben lang mit sich tragen. In unserem Bund gibt es Ständekreise und Ordensgruppen, die reine Erwachsenenarbeit betreiben. Es ist für einen Außenstehenden nicht unbedingt leicht, aber durchaus möglich, sich einer solchen Gruppe anzuschließen.

Wer jung zu unserer Gruppe kommt, kann den Weg bis ins hohe Alter, ja bis zu seinem Tode weiter gehen. Unser Bund steht allen Altersstufen offen und wird auch von allen Altersstufen gebildet. Die Jugend macht dabei sicher den stärksten Teil aus. Doch wir sehen bündische Pfadfinderei und den Bund als einen Lebensweg und nicht als ein Jugendhobby.
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[spoiler show=“Pfadfinder sind gegen technischen Fortschritt“ hide=“Pfadfinder sind gegen technischen Fortschritt“]
Nur weil wir nicht die neusten Zelte und den neusten Fahrtenhightech, der auf den Markt gespült wird, benutzen, nur weil wir auf Fahrt versuchen einmal einige Tage ohne Strom, Computer und Telefon aus zu kommen, heißt das noch lange nicht, dass wir etwas gegen technischen Fortschritt hätten. Wir sehen, welche Vorteile die Technik unserer Zivilisation zu bieten hat. Unsere Lebensqualität ist um einiges höher, als vor hundert oder vor fünfzig Jahren. Wir fordern nur, dass man mit der Technik verantwortungsbewusst und überlegt umgeht. Technischer Fortschritt kann kein Selbstzweck oder reiner Verkaufszweck sein. Technischer Fortschritt muss vor allem dem Menschen dienen.
Das wir nichts gegen neue Technik haben, lässt sich auch daran erkennen, dass wir uns nicht davor scheuen im Internet präsent zu sein. Dies wäre kaum der Fall, wenn wir Technikfeinde wären.
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[spoiler show=“Pfadfinder sind weltfremd“ hide=“Pfadfinder sind weltfremd“]
Wir lehnen auf Fahrt und Lager moderne Technik ab. Wir brauchen keine Kocher, kein GPS und keine Handys. Ein Laptop auf unseren Lagern wäre genauso unpassend, wie ein Fernseher oder CD-Player. Wir brauchen keinen Strom, keine Heizung und kein Bett. Uns genügen der Schlafsack, das Feuer und das Zelt. Unsere Fahrten sind Kultur-, Zivilisations- und Weltflucht.Trotzdem sind wir keineswegs weltfremd. Unsere Fahrten sind Rückzugszeiten, in denen wir uns von den Errungenschaften der Zivilisation erholen möchten. Zuhause angekommen, freuen wir uns auf die Badewanne, den Kühlschrank und das warme Bett. Gerade weil wir Verzicht üben, wird uns die Bedeutung der Technik für unser Leben erst richtig klar.“Der Pfadfinder geht mit offenen Augen durch die Welt.“Wir fordern von unseren Mitgliedern, dass sie ihre Augen öffnen. Nicht weltfremd, sondern weltoffen und wach sind unsere Jungen und Mädchen. Das gilt für Politik, Gesellschaft und Kultur in all ihren Bereichen. Wir versuchen Abstumpfungen durch den Alltag und die Informationsflut entgegen zu wirken, indem wir uns auf Fahrt und Lager auf das Wesentliche konzentrieren. In unserem Alltag leben wir genauso mit Medien und Technik, wie alle anderen auch, vielleicht nur ein wenig bewusster.
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[spoiler show=“Pfadfinder sind wie Tick, Trick und Track“ hide=“Pfadfinder sind wie Tick, Trick und Track“]
Die berühmten Neffen Donald Ducks, Tick, Trick und Track und ihre Pfadfindergruppe „Fähnlein Fieselschweif“ sind oft das einzige Bild von Pfadfindern, das in unserer Gesellschaft bekannt ist. Besonders beliebt ist das schlaue Buch, das wir leider nicht besitzen. „Fähnlein Fieselschweif“ ist eine Karikatur des amerikanischen Pfadfinderwesens. Die amerikanischen Pfadfinder unterscheiden sich stark von den deutschen.Sie sind erstens populärer. In den USA kann man kaum ein hohes Amt anstreben, wenn man nicht bei den Pfadfindern war.Sie sind militärischer. Die amerikanischen Pfadfinder sind sehr straff organisiert. Leistungsabzeichen und „Survivaltechniken“ spielen dort eine viel größere Rolle.Sie sind nicht jugendbewegt. Bei den amerikanischen Pfadfindern (und bei fast allen nicht bündischen Pfadfindern (auch in Deutschland) führt nicht Jugend Jugend, sondern kümmern sich Erwachsene um Kinder. Es geht hier um Jugendpflege und staatsbürgerliche Erziehung, nicht um Jugendbewegung und selbstbestimmtes Leben.Als Fazit lässt sich sagen, dass Tick, Trick und Track nur sehr wenig mit dem deutschen Pfadfindertum zu tun haben.
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[spoiler show=“Pfadfinder krauchen durch den Wald und fressen Würmer“ hide=“Pfadfinder krauchen durch den Wald und fressen Würmer“]Unsere nähe zur Natur und unsere von Verzicht gekennzeichneten Fahrten erwecken oft den Eindruck, wir würden im Sinne des „Survivals“ unsere Feuer durch Holzreiben entzünden und von Insekten und Beeren leben. Es ist nicht auszuschließen, dass einige Gruppen sich auch in den „Survivaltechniken“ ausprobieren. Die meisten Gruppen kochen jedoch gekaufte Lebensmittel auf dem Feuer, welches sie mit Feuerzeug oder Streichhölzern angezündet haben und schlafen in ihrem Schlafsack im Zelt und nicht in einem mit Laub gefüllten Erdloch. Auch Regenwürmer stehen in der Regel nicht auf unserem Speiseplan. (Gegrillt schmecken sie übrigens ein wenig nach Hühnchen.)An dieser Stelle möchte ich noch ein anderes Vorurteil entkräften, es gäbe bei Pfadfindern nur Nudeln mit Tomatensoße oder Dosensuppen. Wir haben in unseren Gruppen viele gute Köche, die auch auf dem Feuer schmackhafte Mahlzeiten zaubern. Es gibt einige Wölflinge, die auf Fahrt besser und gesünder essen als Zuhause.
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[spoiler show=“Pfadfinder sind kirchlich gebunden“ hide=“Pfadfinder sind kirchlich gebunden“]
Dies stimmt nur für einen Teil der Bünde. Die DPSG und der VCP, die beiden größten deutschen Pfadfinderbünde sind jeweils der katholischen und evangelischen Kirche zugehörig, stehen aber allen offen. Es gibt noch mehrere andere Bünde, die klar kirchlich gebunden sind. Unser Bund (DPB) und zum Beispiel der relativ große BDP sind neben vielen anderen Pfadfinderbünden nicht konfessionell gebunden.Das Pfadfindertum ist zwar von der christlichen Kultur durchwirkt, trotzdem stellt es die Wahl der Religion völlig frei. Das Pfadfindertum ist weder politisch, noch religiös oder konfessionell, noch kulturell oder weltanschaulich gebunden.
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[spoiler show=“Pfadfinder sind militärisch“ hide=“Pfadfinder sind militärisch“]
Der Gründer der Pfadfinder Baden Powell war sein halbes Leben lang Offizier in der britischen Armee. Im Erscheinungsbild der Kluft, im Aufbau der Gruppenstruktur und teilweise auch im Lagerbild sind einige militärische Elemente erhalten geblieben.Trotzdem sind wir nicht militärisch und erst recht nicht militant. Die Formen sind von ihrem ursprünglichen, kriegerischen Kontext befreit. Wir nennen bewusst die Kluft nicht Uniform und tragen sie wie eine Tracht oder ein Trikot, das zusammenschweißt.Unser Gruppenaufbau ist zwar relativ streng geordnet, aber nicht zum Zwecke einer guten militärischen Verwertbarkeit, sondern aus rein pragmatischen Gründen.

Bei uns herrschen keine Befehlskette und kein Prinzip des Befehlens und Gehorchens. Wir haben demokratische Strukturen, die ganz klar von unten nach oben führen. Dies unterscheidet unseren Gruppenaufbau stark von jeder militärischen Organisation.

Der einzige Vergleich zwischen unseren Lagern und militärischen Kriegslagern liegt in der Ordnung der Zelte und einer übersichtlichen Lagerstruktur mit Organisationszelt, Fahnenmast, Waschbereich usw.. Man möge uns verzeihen, dass wir auf diese Ordnung nicht verzichten wollen.

In der Zeit vor dem zweiten Weltkrieg galt der Soldat als Vorbild und Idealfigur. Es handelte sich um eine Idealfigur, die sich für Freiheit, Recht und hohe Ideale einsetzte, ein selbstdiszipliniertes Leben führte und dem Heimat und Familie am Herzen lagen. Deshalb sind viele Lieder aus dieser Zeit dem Soldatenleben nahe.

Der „Soldat“ war nach dem Krieg als Ideal nicht mehr aufrecht zu erhalten. Es war nun jedem klar, dass der Krieg und der Tod für Heimat und Familie nichts romantisches an sich hatte. Es setzte sich das Pfadfinderideal des ritterlichen Menschen durch.

Auch hier handelt es sich nicht um den realen, historischen Ritter, der oft alles andere als ein Vorbild war, sondern um die Idealfigur, die in den Sagen und Legenden der europäischen Kultur beschrieben wird. Dieses Bild ist auch heute noch das Ideal aller Pfadfinder, symbolisiert in dem Drachenbezwinger St. Georg, der den inneren Drachen bezwingt und niederhält, jedoch nicht tötet.
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[spoiler show=“Pfadfinder sind konservativ“ hide=“Pfadfinder sind konservativ“]
Diese Aussage ist in dieser einseitigen Form falsch. Sicherlich kann man sagen, dass es konservativ ist, noch Lederhosen und Röcke zu tragen, mit Rucksack und Zelt durch die Gegend zu wandern oder altes Liedgut zu singen.Hier geht es aber eher um einen romantischen Zauber. Politisch sind wir ungebunden und kaum konservativ zu nennen. Wir möchten, dass unsere Jungen und Mädchen kritisch mit den Neuerungen unserer Zeit umgehen. Dies heißt aber nicht, dass wir Veränderungen ablehnen würden. Wir teilen sehr wohl moderne Geschlechterrollen, Jugendbilder und Lebenseinstellung. Wir machen nur nicht bei jedem Werbetrend gleich mit. Wer dies als konservativ bezeichnet, der möge dies gerne tun. Wir stehen darüber.
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[spoiler show=“Pfadfinder sind “rechts”“ hide=“Pfadfinder sind “rechts”“]
Unser Auftreten in Kluft, mit der Fahne und den Affen (Feldtornister) weckt bei einigen Menschen Assoziationen zur HJ. Der schwierige Begriff „Führer“ wird auch oft mit dem Nazi-Regime in Verbindung gebracht. Auch wenige unserer Lieder erwecken bei Fremden manchmal den Eindruck, wir seien „rechts“. Dazu ist folgendes zu sagen:Wir distanzieren uns mit Nachdruck von allen Gruppen und Vereinigungen mit rechtem Gedankengut oder rechten Tendenzen. Nationalsozialismus und bündisches Pfadfindertum schließen sich gegenseitig völlig aus. Die Pfadfindergesetze fordern ein freies und weltoffenes Menschenbild, das allen Kulturen ihr Recht gibt. Die Pfadfinderbewegung ist die größte, weltweite Friedensbewegung. Rechtes Gedankengut hat bei uns keinen Platz.Historisch ist darauf hinzuweisen, dass die bündischen Pfadfinder am Widerstand gegen das dritte Reich beteiligt waren. Die berühmten Geschwister Scholl stammten aus der bündischen Jugendbewegung. Der Gründer unseres Bundes Michael (Walther Jansen) saß wegen der Beteiligung am Hitlerattentat 1944 in KZ-Haft.Die Nazis haben die Formen der bündischen Jugend, unsere Kluft, unsere Fahnen und unsere Lieder für ihre Zwecke missbraucht. Es ist unsere Pflicht, diese Formen wieder zu befreien und in ihren richtigen Zusammenhang zu stellen.Auch der Begriff des „Führers“ gehört zu diesen missbrauchten Formen. Unter den 10 häufigsten Fragen erfährt man noch mehr über den Sinn dieses Titels.
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[spoiler show=“Pfadfinder sind “links”“ hide=“Pfadfinder sind “links”“]
Um alle politischen Vorurteile abzuarbeiten, möchten wir nun auch auf diesen Vorwurf eingehen. Gerade im Osten werden wir noch gelegentlich mit der FdJ verwechselt. Die Art und Weise unseres Gruppenlebens mag dem einen oder anderen kommunistischen Gedanken nahe kommen, es fehlt jedoch die politische Gesinnung. Wir sind als Bund politisch ungebunden und daher weder rechts, noch links, noch sozialdemokratisch, liberal oder konservativ. Dies schließt nicht aus, dass sich jeder einzelne neben unserem Gruppenleben politisch engagiert und sich der einen oder anderen politischen Richtung nahefühlt. Dies hat aber kaum einen Einfluss auf unser Gruppenleben. So mag es vorkommen, das einige unser Mitglieder sich privat der Punkbewegung verbunden fühlen (was in der Pubertät nichts Seltenes ist). Aber auch dies hat keinen Einfluss auf unser Gruppenleben.
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